Körper und Seele Archive

Wege aus der Angst – Teil 2

Du erinnerst Dich sicher: im ersten Teil dieses Artikels habe ich den Bogen geschlagen von der Terra X Sendung über Ergebnisse der Gehirnforschung bis zu einfachen Übungen, die Du täglich machen kannst, um Dich zu stabilisieren.

Einen Tag, nachdem ich den Artikel geschrieben hatte, hat mich tatsächlich eine Frau an der Kasse vorgelassen, das ist mir schon lange nicht mehr passiert. Aber offensichtlich war ich in Resonanz zu dem Achtsamkeit-Dankbarkeit-Feld. So klein dieses Erlebnis auch war, ich habe es bewusst wahrgenommen und abends in meine Dankbarkeitsliste aufgenommen. Ein paar Tage später habe ich wiederum jemanden an der Kasse vorgelassen, der nur 3 Teile in der Hand hatte – das kam dann abends auf mein eigenes Gut-gemacht-Konto 😉

In dem täglichen Alltagstrott und der Hetze, in der wir oft leben, wäre dieser Moment unbeachtet geblieben und untergegangen oder vielleicht als selbstverständlich angenommen worden. So aber kann ich meine Dankbarkeitsliste täglich anwachsen lassen und mein Gehirn lernt im Lauf der Zeit, sich mehr auf positives Erleben auszurichten. Für unser Überleben war es ja viele Tausende von Jahren notwendig, die Gefahr im Blick zu haben. Die Gehirnareale, die dafür zuständig sind, sind auch heute noch stark ausgeprägt und reagieren so wie in der Urzeit. Das bedeutet, daß wir unser Gehirn umprogrammieren müssen.

Einige Übungen dazu habe ich Dir ja schon vorgestellt. Hier noch ein paar Vorschläge für Dich:

Eine ganz einfache Methode mit großer Wirkung ist das tiefe Ausatmen. Hast Du schon mal vor lauter Spannung oder Anspannung den Atem angehalten? Und dann erleichtert ausgeatmet?

  • Diese tiefe und bewußte Ausatmen bedeutet für das Gehirn: alles ist gut, kein Grund zur Sorge, Du kannst Dich entspannen. Dieses bewußte tiefe Ausatmen aktiviert das parasympathische Nervensystem. Es ist für Entspannung und ein Gefühl der Ruhe zuständig.
  • Auch durch Summen kannst Du dieses Entspannungsgefühl erreichen. Wenn Du summst, atmest Du ja auch lange aus. Wenn Du tiefst summst oder eher brummst, so wird der Vagus Nerv aktiviert, der vom Gehirn durch den seitlichen Hals bis zum Herzen führt. Wenn Du beim Brummen Deine Hand auf Deinen seitlichen Hals legst, nimmst Du die Vibrationen deutlich wahr.
  • Du spürst, wie Dein Herzschlag ruhiger wird, und Du fühlst Dich entspannt und ruhig. Das liegt daran, daß der Neurotransmitter Dopamin ausgeschüttet wird. Er wird ebenso wie Serotonin als „Glückshormon“ bezeichnet. Das ist auch einer der Gründe, warum Singen glücklich macht 🙂
  • Hast Du schon mal eine Katze auf dem Schoß gehabt und ihr Schnurren gehört? Dieses Schnurren versetzt den gesamten Körper der Katze in leichte Vibrationen. Sie schnurrt auf einer Frequenz, die beruhigend wirkt. Aber nicht nur das: bei Katzen heilen Knochenbrüche sehr schnell und leicht. Manche Mediziner wenden diese heilenden Frequenzen inzwischen auch gezielt beim Menschen an.

Also laß es schnurren …

Wege aus der Angst – Teil 1

Es sind unruhige Zeiten, das ist nicht zu übersehen. Es häufen sich Attentate, gegen die es keinen Schutz gibt, und Unwetterkatastrophen, die ebenfalls überall über uns herein brechen können. Menschliche Gewalten und Naturgewalten, die uns Angst machen können.

Eine App auf dem Handy ist schon fast zur Pflicht geworden, um immer wieder einen Blick auf die heranziehenden Regen- oder Gewitterwolken zu werfen oder die Unwetterwarnungen abzurufen.

Gegen die Attentate hilft keine App, sie sind nicht vorhersehbar und können ebenfalls überall über uns herein brechen, meist da, wo wir uns völlig sicher und unbeschwert fühlen. Darin liegt ja auch die Absicht, unseren Lebensstil und unsere Freiheit ins Herz zu treffen.

Ich finde es berührend und gleichzeitig ermutigend, wie Menschen darauf reagieren. So wie jetzt in Barcelona: sie bleiben nicht zu Hause, sondern gehen weiter auf die Straße, halten rote Rosen als Symbol für die Liebe hoch, spielen John Lennons Lied für den Frieden und skandieren: „Ich habe keine Angst.“

Sicher werden auch sie wie wir alle immer wieder Angst haben. Die Frage ist nur: was füttern wir? Lassen wir uns von der Angst beherrschen oder sind wir bereit, für unsere Freiheit einzustehen? Zur Zeit kommt vieles auf den Prüfstand, viel Unrechtes wird öffentlich gemacht und ist sichtbar geworden. Es ist wichtig, sich nicht in sein Kämmerchen zurück zu ziehen, sondern Stellung zu beziehen für das, was wir wirklich wollen.

Jeder kann etwas bewirken. Das muß nicht gleich die Teilnahme an einer Demonstration sein (kann es aber). Es kann auch eine Unterschrift unter eine der vielen Petitionen sein oder die Gründung einer Initiative, wie es sie zum Beispiel gegen das Wegwerfen von Lebensmitteln gibt. Oder es kann ein unterstützendes und Mut machendes Gespräch mit einem Menschen sein.

Der erste Schritt dafür ist die eigene Bewußtseinsveränderung, ein Sich-Öffnen für die Welt, ohne sie gleich als feindlich anzusehen und sich abzuschotten. Vor ein paar Tagen lief ein interessanter Terra X Film über unsere Vorfahren, die Affen bzw. die ersten Menschen: https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x/die-ersten-menschen-vom-wald-in-die-savanne-100.html. 

Diese Zeit war voll von Bedrohungen und Feinden, es hieß, ständig achtsam zu sein. Unser ältester Gehirnteil ist das Stammhirn. Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen, daß genau in diesem Areal die Entscheidung getroffen wird, ob Annäherung oder Flucht bzw. Liebe oder Angst angebracht sind. Vertrauen und Furcht sind also primäre Gefühle, die es schon sehr früh in unserer Geschichte gegeben hat.

Weil Angst und die daraus resultierende Flucht überlebenswichtig waren, reagiert unser Gehirn immer noch stärker auf die Gefahr als auf die Freude und blendet gute Ereignisse viel schneller aus, nimmt sie oft gar nicht wahr. Wir müssen deswegen unser Gehirn dazu anregen, den Fokus bewußt auf die positiven Dinge zu lenken, die es ja genauso oder sogar noch mehr gibt als das Negative, von dem unsere Nachrichten und Schlagzeilen beherrscht werden.

Unser Gehirn speichert Erfahrungen nicht komplett ab, wie einen Film, sondern es speichert in Teilen und fügt abgespeicherte frühere Erinnerungen dazu. Wir verstärken also die jeweiligen Erfahrungen wie Ängste oder Mißerfolge mit weiteren Ängsten. Auf das alte Angstmuster kommen neue Ängste, und schließlich sehen wir nur noch voller Angst in diese furchterregende und unsichere Welt.

Wir können aber unser Gehirn dazu erziehen, nicht mehr verstärkt auf Angst ausgerichtet zu sein. Denn das, was in unserer Affen-Mensch-Vorgeschichte eine Bedrohung war, ist es heute ja nicht mehr. Wir trinken nicht mehr aus einem Fluss und müssen dabei die Krokodile im Auge behalten, um nicht gefressen zu werden. Und auch heranschleichende Löwen spielen in unserem Alltag keine Rolle mehr.

Wir können den Bedrohungen unserer Zeit nicht durch Vorsicht und Angst ausweichen. Aber wir können unsere Lebensqualität verbessern und unsere Ängste in Schach halten. Wenn wir für das einstehen, was wir wollen, für unsere Freiheit, für unsere Selbstbestimmung, für unser Recht auf freie Meinungsäußerung, dann werden wir uns stärker und lebendiger fühlen.

Und wir gestalten unsere Gegenwart und unsere Zukunft, indem wir uns nicht manipulieren lassen und uns nicht der dunklen, sondern der hellen Seite zuwenden. Wir verändern damit tatsächlich die neuronale Struktur unseres Gehirns, machen uns seine Plastizität zu Nutze und entscheiden, durch welche Brille wir die Welt sehen möchten. Diese Entscheidung liegt allein bei uns.

Du kannst das auf vielerlei Weise aktivieren und unterstützen. Vielleicht magst Du Dir abends vor dem Schlafengehen bewußt machen, für wie vieles Du dankbar sein kannst. Die meisten von uns haben ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett, fließendes kaltes und sogar heißes Wasser, eine Toilette, Heizung, Kleidung, Essen und darüber hinaus jede Menge Luxus.

Und vielleicht magst Du noch einen Schritt weitergehen und Dich fragen, wer an diesem vergangenen Tag etwas getan hat, was in Deinen Augen gut war und Dir aufgefallen ist. Vielleicht hat Dich ein Verkäufer freundlich angelächelt, vielleicht hat Dich jemand an der Kasse vorgelassen. Vielleicht hast Du einfach nur im Vorübergehen einen Blickkontakt mit einem Menschen gehabt, der Dich berührt hat.

Laß diese Erlebnisse in Dir nachklingen, fühle sie und fühle die Wärme, die dadurch entsteht. Deine Zellen nehmen das wahr und reagieren darauf, und Dein Gehirn entwickelt neue und positive Bahnen.

Und dann, als nächsten Schritt, schau nach, was Du an diesem Tag gut gemacht hast. Hast Du bei einem nervigen Kunden die Geduld behalten? Bist Du ruhig geblieben, als Dir die Straßenbahn vor der Nase weggefahren ist? Hast Du liebe- und verständnisvoll mit einem anderen Menschen gesprochen? Fühle auch das, sei wohlwollend und liebevoll mit Dir, und speichere diese positiven Erlebnisse in Deinem Gehirn, damit es später wieder darauf zurückgreifen kann.

Und dann wirst Du am nächsten Morgen wach und begrüßt den neuen Tag, ganz bewußt als Geschenk des Lebens. Spüre die Wohltat Deines warmen kuscheligen Bettes oder des Partners in Deinen Armen. Wenn Du das Bett verläßt, spüre bewußt den Boden unter Deinen Füßen. Gehe unter die Dusche und spüre bewußt das Wasser, das Deinen Körper umspült. Ist es nicht herrlich, das Element Wasser so auf der Haut zu spüren, gereinigt zu werden und sich buchstäblich im Fluss des Lebens zu fühlen?

Diese Übungen, die teilweise aus dem Achtsamkeitstraining kommen, sind sehr wirkungsvoll. Wenn Du sie täglich anwendest, wirst Du merken, daß Du im Laufe der Zeit bewußter wahrnimmst und mehr im Jetzt lebst. Deine Dankbarkeit und Deine Zufriedenheit wachsen, Dein Miteinander wird liebevoller und Angst hat keine Macht mehr über Dich. Du bist zu sehr damit beschäftigt, Positives und Schönes zu sehen und zu verbreiten und damit Dir selbst und Deinem Gehirn eine neue Sichtweise des Lebens anzubieten.

.

 

Lesefutter

In diesem Jahr habe ich einige Bücher gelesen, die mir vom Inhalt und teils auch von der Sprache sehr gut gefallen haben. Sommerzeit ist Lesezeit (auch wenn ich es in der dunklen Jahreszeit mit einem Buch ebenso ausgesprochen gemütlich finde). Ich lese ziemlich schnell und konzentriert, nicht nur zu Hause oder auch mal im Park, sondern auch in der Straßenbahn. Ich kann sehr gut alles um mich herum ausblenden und habe daher auch schon mal meine Haltestelle verpaßt…

Schreib mir doch, ob etwas für Dich dabei ist!

Bella Germania (Daniel Speck). Es handelt sich um eine deutsch-italienische Familiengeschichte, die über 3 Generationen geht. Es fängt in der Zeit der ersten italienischen Gastarbeiter an und schildert eine Liebesgeschichte, die sich daraus entwickelt, aber nicht sein darf. Die damalige Zeit wird sehr anschaulich eingefangen – ein Buch, das ich kaum aus der Hand legen konnte….

Ebenfalls eine Aussiedlergeschichte ist Holunderzeit (Leonie Ossowski), der letzte Band einer Schlesientrilogie. Die ersten beiden Bände habe ich nicht gelesen, das ist zum Verständnis aber auch nicht nötig. Gerade in unserer Zeit der Flüchtlingsthematik wirft das Buch einen nachdenkenswerten Blick auf unsere deutsche Geschichte. Wir sind die Nachkommen vieler Aussiedler, Auswanderer und Flüchtlinge….

Wenn Du lieber einen Thriller lesen möchtest: Extinction (Kazuaki Takano). Bei einem Pygmäenstamm im Kongo ist ein Virus ausgebrochen, und der gesamte Stamm soll deswegen ausgelöscht werden. Aber es geht um etwas ganz anderes…. Ein von der Thematik sehr ungewöhnliches Buch, das ich auch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Der Duft von bitteren Orangen (Claire Hajaj). Das Buch beginnt 1948 und und endet 1987. Es schildert eine schwierige israelisch-palästinensische Liebesgeschichte. Beide Seiten der Familien und damit verbunden des Nahostkonflikts werden auf eine sehr packende und berührende Weise dargestellt.

Ein Buch, das Lust auf Reisen und die Welt entdecken macht: Das große Los (Meike Winnemuth). Sie gewinnt bei Günther Jauch 500.000 € und beschließt, ein Jahr um die Welt zu fahren, 12 Städte in 12 Monaten. „Losfahren, sich vom Gewohnten lösen und dann schauen, was passiert“. Ich habe das Buch zwar gerade erst angefangen und ihren ersten Monat erlebt, den sie in Sydney verbracht hat, aber ich freue mich schon auf die weiteren 11 Monate.

Und zum Schluß ein Buch für alle, die Düsseldorf kennen: Das Spiel der Täuschung: Düsseldorf 1834 (Christa Holtei). Es ist die Zeit von Immermann, Schadow und Mendelssohn Bartholdy. Was für eine gemütliche Zeit, in der Ankündigungen für Theateraufführungen noch per Handzettel ausgetragen wurden! Dieses Buch ist so anschaulich geschrieben und strahlt so viel Heiterkeit und Gelassenheit aus, dass ich es auch Geschichtsmuffeln (wie ich es bin) nur empfehlen kann.

Top